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8 Bauanalyse, stilistische Einordnung und Datierung
8.1.2.2.1 Evangelische Pfarrkiche in Homberg/Ohm
Die ehemalige Kirche St. Maria in Homberg/Ohm ist in vielerlei Hinsicht mit der Alsfelder Walpurgiskirche vergleichbar.161 Nach neuen dendrochronologischen Erkenntnissen wurde eine vermutlich schon gewölbte dreischiffige romanische Pfeilerbasilika bis 1256 vollendet. Vor 1365 erhielt sie einen wesentlich höheren Chor mit 5/8-Schluss, wenig später die gewölbte Sakristei an der Nordseite des Chores. In der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts bis 1491 wurden die Seitenschiffe erhöht, die Kirche zur Stufenhalle umgebaut (Abb. 133).162 Die ungleich hohen Schiffe des Langhauses wurden unter einem Schleppdach zusammengefasst. Wie die Alsfelder Walpurgiskirche zeigt die Pfarrkirche in Homberg/Ohm daher heute ein zwischen Turm und hohem Chor eingeschlossenes, niedriges Langhaus, das unvollständig zu einer Halle umgebaut wurde (Abb. 134).
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Abb. 133: Homberg/Ohm, Pfarrkirche, Bauphasen nach Wolf [+] |
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Abb. 134: Homberg/Ohm, Pfarrkirche von SO [+] |
Im Gegensatz zu Alsfeld wurden die Arkaden nicht erweitert, so dass sich die Obergadenwände der Pfeilerbasilika erhalten haben. Allerdings wurde das östliche Joch im Zusammenhang mit dem neuen Chorbau verbreitert163 und die rundbogige Arkade dadurch erhöht, im Westen wurde eine Empore eingebaut, so dass sich die originalen Maßverhältnisse am besten im mittleren Joch beobachten lassen (Abb. 135). Auf der Kämpferplatte der einfachen rechteckigen Pfeiler beginnt mittelschiffsseitig ein abgekragter Runddienst, der ohne Dienstkapitell in die gekehlten Rippen und Gurtbogen des vierteiligen Kreuzrippengewölbes übergeht.
Die Proportionen der spätromanischen Basilika von Homberg/Ohm und der frühgotischen Alsfelder Walpurgiskirche wirken auf den ersten Blick ähnlich. Die Pfeiler sind, unabhängig von ihrer Form, gedrungen im Vergleich zu der hohen Obergadenwand. Die Gewölbeanfänger liegen etwa auf halber Höhe zwischen Pfeilerkämpfer und Fenstersohlbank.
Die Proportionen der spätromanischen Basilika von Homberg/Ohm und der frühgotischen Alsfelder Walpurgiskirche wirken auf den ersten Blick ähnlich. Die Pfeiler sind, unabhängig von ihrer Form, gedrungen im Vergleich zu der hohen Obergadenwand. Die Gewölbeanfänger liegen etwa auf halber Höhe zwischen Pfeilerkämpfer und Fenstersohlbank.
Allerdings müssen die Obergadenfenster in Homberg/Ohm sicher rundbogig und wohl auch mit kleinerer Fensterfläche gedacht werden, sie wurden sekundär spitzbogig überformt.164 Bei genauerem Blick offenbart sich in den Einzelformen und auch in der Wandauffassung deutlich die spätere Zeitstellung Alsfelds. Nicht nur die spitzbogigen Arkaden und die kantonierten Pfeiler verweisen auf die Gotik, auch die Auffassung der Obergadenwand ist eine andere. Während in Homberg/Ohm die Obergadenwand auf den rechteckigen Pfeilern auflastet, die als Mauerstücke begriffen werden können, erscheint die Wand in Alsfeld hinter das Gerüst der vom Boden aufsteigenden Dienste gespannt.
Literatur- und Quellenverzeichnis
Dehio-Cremer I 2008. Dehio, Georg: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Hessen I, Regierungsbezirke Gießen und Kassel, bearb. von Folkhard Cremer, München [u.a.] 2008
Wolf 1984. Wolf, Dieter: Mittelalterliche und frühneuzeitliche Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Homberg an der Ohm, in: Homberg an der Ohm, hrsg. von Fred Schwind, Sigmaringen 1984, S. 215-275
Anmerkungen und Abbildungsverzeichnis
161 So auch Dehio, der Homberg/Ohm, Geißnidda und die Alsfelder Walpurgiskirche in einem Atemzug nennt. (Dehio-Cremer I 2008, S. 438)
162 Dehio-Cremer I 2008, S. 438
162 Dehio-Cremer I 2008, S. 438
163 Wolf 1984, S. 232
164 Wolf 1984, S. 232
164 Wolf 1984, S. 232
Abb. 133: Wolf 1984
Abb. 134: Schmelz, Annette 2008
Zitiervorschlag:
Schmelz, Annette (2008): „Walpurgiskirche Alsfeld“, in:
www.urbs-mediaevalis.de/pages/staedtetopographie/bull-staedte-a/alsfeld/kirchplatz-1.php
![]() Autorin(nen) oder Autor(en): Schmelz, Annette PDF |